#Heroen: Peter Green

Der grüne Gott

So wurde er in seiner Prime, Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, von seinen Fans genannt. Für sie, und es waren Viele zu der Zeit, der beste weiße Blues-Gitarrist: Peter Green.

Mit Sicherheit war er einer der „untergründigsten“ Größen der Gitarrengeschichte, denn wer verbindet „Black Magic Woman“ schon mit ihm, der das Stück, Jahre bevor es Berühmtheit erlangte, komponiert hatte.

Und er war eine bescheidene Größe. „Fleetwood Mac“, seine erste eigene Bluesband, taufte er auf die Nachnamen der Rhythmus-Sektion, Mick Fleetwood am Schlagzeug, John McVie am Bass, und nicht auf seinen eigenen Namen. Nur gelegentlich taucht der Bandname als Anhängsel auf – „Peter Greens Fleetwood Mac“ – genau genommen nur einmal, auf dem Albumdebut 1968 und da in kleiner Schrift am unteren Rand.

Links: Mick Fleetwood. Mitte: Peter Green. Rechts: John McVie
Selbstbetitelt. Das erste Album „Fleetwood Mac“.

2 Jahre nach der Gründung der Band (sie wird mit anderen Gitarristen andere Wege gehen, was Green auch zu einem Propheten macht) fing Green damit an, sämtliche Einnahmen aus Schallplattenverkäufen und Konzerten an eine Anti-Kriegs-Organisation zu spenden. Und dies auch von Bandkollegen einzufordern! Nicht zur deren Freude, wie man sich vorstellen kann. Green blieb seiner altruistischen Einstellung jahrelang treu und vegetierte in den Siebzigern bar jeglichen Besitzes als Obdachloser durch die Straßen Londons (was das Cover des ersten Albums ebenso zu einer Prophezeiung macht). Seine Gitarren verkaufte er für wenig Geld oder verschenkte sie. Apropos Gitarren.

Die Greeny Gibson Les Paul

Der Sound seiner Gibson Les Paul war aufgrund eines Montagefehlers – der Neck-Pickup-Magnet wurde in umgekehrter Polarität eingebaut – unnachahmlich. Die Gitarre wanderte für 100 Pfund in die Hände Gary Moores, eines weiteren großen Blues- und Rock-Gitarristen, und befindet sich heute im Besitz Kirk Hammets, weniger für sein Blues-Spiel bekannt, wohl aber für seine Solos und Riffs als Gitarrist Metallicas. Hammet kaufte sie einem von der Pleite bedrohten Gitarrendealer für rund eine halbe Million Dollar ab. Ein Schnäppchen. Sie hatte wohl einen Wert von um die 2 Millionen Dollar.

Need your love so bad

Das Intro/Outro zu „Need your love so bad“ ist Lyrik mit wenigen Worten. Peter at his best. Solo und Gesang gefühlt ein Kartenhaus, dass jeden Moment in sich zusammenklappen könnte, so fein, so melodiös, so fragil.

Und leider von meiner Wenigkeit auf einer semi-akustischen PRS-Gitarre (Paul Reed Smith) nachgespielt. Die Standard-Gitarre jenes Gitarristen, der sich mit einem expressiveren Sound in den Gitarrenhimmel coverte: Carlos Santana, Black Magic Woman, 1970. (Die erste PRS hielt Santana genau genommen 1980 in der Hand. Ein Orange farbige PRS Custom, handgefertigt und in vierfacher Ausführung)


Video

Need your love so bad (Pflicht und Kür)

Transkription


Santana veröffentlicht „Black Magic Woman“ zu einer Zeit, als Green mit jeder Drogen-Eskapade ein Stück weiter nach unten rutschte. Vielleicht deshalb, weil er relativ früh in psychisch tiefes Terrain geriet, verblieb Green im Schatten anderer weißer Leadgitarristen wie Jimmy Page, Jeff Beck und Eric Clapton (welchen Green gleich in zwei Bands ersetzten durfte: den „Shotgun Express“ und den „Blues Breakers“ John Mayalls).

In zwei seiner schönsten Stücke – „Albatross“ und „Men of the world“ – drückt Green die Sehnsucht nach etwas aus, dass ihm Halt gibt in dieser Welt. Weder in der Musik, noch in Drogen oder Spiritualität scheint er diesen Halt gefunden zu haben. Vielleicht in der Liebe?

„… And how I don’t want to be sad anymore.
And how I wish I was in love.“
(Men of the world)

Am 25. Juli 2020 spreizte Peter Green die Flügel und verließ diese Gestade für immer.


Hör- und Sehtipps

Fleetwood Mac: English Rose (1967) – ein Kindheitsbegleiter aus Papas Plattenkiste.

Fleetwood Mac: Men of the world. The Early Years – laut Jimmy Page die beste britische Blues-Band der 60er Jahre.

Peter Green: The End of the Game (1970) – keine Spiele mehr. Green macht Ernst mit LSD.

Peter Green: If you let me love you (YT), Live in Boston (1970) – vielleicht eines der schönsten Solos der Blues-Geschichte.

Peter Green: In the Skies (1979) – eine Entdeckung. Greens poetisches Comeback Ende der Siebziger.

Peter Green & Carlos Santana: Black Magic Woman, Live 1998 – zwei Legenden gemeinsam auf der Bühne.


Quellen

Fricke, Hannes: Mythos Gitarre, Geschichte, Interpreten, Sternstunden, Reclam 2013, S. 53 – 55

2000 Gitarren, Die ultimative Sammlung, Librero Verlag 2024, S. 234

Peter Green: Wiki

Greeny: Wiki

Peter Green. A Tortured Genius (Youtube)

Peter Green, The Munich LSD-Party-Incident – Uschi Obermaiers fatale Rolle im Leben Peter Greens


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